Wo die wilden Bienen wohnen

Im März 2021 habe ich eine Gartenfläche von fast 2000 qm übernommen. Zwei Gärten mit zwei Vorbesitzern, die beide seit Jahren nicht mehr viel gemacht hatten. Viel Wiese, viele Obstbäume und viel Schutt. Mein Plan: ein Garten für Tiere. Recht schnell habe ich festgestellt, dass das Herzstück des Gartens die wundervolle Wiese ist, die vollsonnig am Hang gelegen ist. Diese zu erhalten war von nun an mein oberstes Ziel. Das Entdecken von Insekten und verschiedensten Wildbienen überzeugte mich, alles blühen zu lassen, was da so kam. Meine Highlights waren die Mai-Langhornbiene und die blauschwarze Holzbiene. Fortan war klar, dass gesenst werden wird, und zwar nicht vor Juni und nur zweimal im Jahr.

Neben den Aufräumarbeiten rund um die zwei Hütten und Schutthaufen entstanden diverse Projekte: ehemalige Feuerstellen, die ich mit Blühmischungen einsäte, eine Totholzhecke und verschiedene Totholz- und Steinhaufen. Umgestürzte Bäume nach einem Sturm brachten weiteres Material und viel Arbeit mit sich. Die Heuhaufen vom Sensen mussten verteilt werden. Immer wieder Baumschnittarbeiten an den Bäumen, die jahrelang nicht beschnitten worden waren. Freilegen von alten Steinen, die einst die Weinberge unterteilten.

Dank meiner naturgärtnernden Nachbarn gibt es bereits eine vielfältige Vogelwelt, die ich quasi mit übernehme. In den efeubewachsenen alten Bäumen nisten Amseln, die Habitatbäume werden von Bunt-, Mittel-, Grün- und Grauspechten beklopft, die Bäume rauf und runter laufen Kleiber und Baumläufer. Blau-, Kohl- und Schwanzmeisen sowie Grünfinken besuchen die Futterstellen. Rotkehlchen und Buchfinken suchen am Boden nach heruntergefallenen Resten. Ein weiterer häufiger Gast an der Futtersäule ist das Eichhörnchen!

Begleitend habe ich alles, worüber ich selber ins Staunen geraten bin, auf meinem Instagram-Profil @hymnptr gepostet. Hierüber habe ich Kontakt zu vielen anderen Naturgärtner*innen knüpfen können, was mich immer noch wunderbar bereichert. Wir können uns freuen wie Kinder, wenn wir eine bisher nicht gekannte Biene sichten und den anderen präsentieren können! Zu wissen, dass die Leidenschaft geteilt wird, spornt an und beglückt.

Das erste Jahr im Garten ist noch gar nicht um, doch was entsteht oder vielmehr erhalten wird, ist der wunderbare Traum von einer Wiese.

Vorher- & Nachher-Bilder

So habe ich den Garten übernommen

Vernachlässigt, lieblos alles durcheinander geworfen. Verschiedene Feuerstellen, in denen alles mögliche verbrannt wurde.

Überall Steine

Viele, viele Steine, die herumlagen. Tolle Sache natürlich, denn mit Steinen kann man viel machen!

Viel Schutt und Müll...

Am unteren Wegesrand sieht es schlimm aus! Eine wilde Müllkippe.

Kompost?

Auf den Kompost wurden wohl auch Reste vom Grillen hineingeworfen... ein neuer muss her!

Aktions-Bilder

Bäume schneiden

Die Weide drohte nach vorne zu kippen, da viel Gewicht durch die toten Äste den Baum den Hang hinab zog.

Mit Astschere und Säge bewaffnet

Hier wird das neue Werkzeug eingeweiht! Wir wissen kaum, wo wir anfangen sollen. Erstmal nur die nötigsten Dinge. Wie mit der Machete Wege freischneiden.

Erstmal Sensen lernen!

Bevor der Plan vom Sensen in die Tat umgesetzt werden kann, muss das Handwerk erstmal gelernt werden! Zum Glück ist unser Gartennachbar ein Profi und gibt uns eine Einweisung ins Wetzen, Dengeln, Einstellen der Sense und die richtigen Bewegungen.

Apfelbäumchen pflanzen

Nachdem durch den Sturm ein Zwetschgenbaum komplett umgestürzt ist, pflanzen wir dort ein Apfelbäumchen. Den Zwetschgenbaum haben wir soweit wie möglich entastet, und so darf er jetzt liegen bleiben und gibt dem Garten weitere Struktur.

Nachher-Bilder

Die Wiese lebt

Um eine Übersicht zu fotografieren, bräuchte man eine Drohne! Hier deshalb ein Blick quer durch den Garten über die blühende Wiese.

Das Sensen klappt!

Das Sensen kostet einige Mühe, aber nach etwas Übung klappt es immer besser.

Eidechse im Heu

Die Zauneidechsen fühlen sich wohl im Garten! Wenn das Heu aufgeschichtet wird, hört (und wenn man Glück hat, sieht) man sie rascheln.

Imposante Biene

Was für ein Glück! Die schwarze Holzbiene findet ebenfalls, dass die Wiese ein Paradies ist. Sie findet genügend Totholz zum Nisten und für die Nahrungssuche findet sie die Breitblättrige Platterbse.

Die coolste Biene des Jahres

Tatsächlich, die Wildbiene des Jahres 2021 auf meiner Wiese! Meistens auf ihrer Lieblingsblume, der Zaunwicke.

Bunte Blumen

Auf der ehemaligen Grillstelle habe ich Blühmischungen für Insektenwiesen ausgesät. Hier die von "Deutschland blüht auf". Eine Farbenpracht!

Wiese im Abendlicht

Hier fühlen sich Schmetterlinge, Bienen und viele andere Sechs- und Achtbeiner wohl. Von morgens bis abends summt und brummt es.

Wiesenschaumkratut im April

Eine zweifarbige Sandbiene erfreut sich in der Aprilsonne am Wiesenschaumkraut.

Günsel im Mai

Auf dem Kriechenden Günsel finden die Ackerhummeln Nahrung.

Wiesen-Platterbse im Juni

Die Wiesenplatterbse wird auch Wicke genannt und lockt Blattschneiderbienen an.

Wilde Möhre im Juli

Auf der Wilden Möhre geht's rund! Im Mittelpunkt der Insektenparty: Die Hottentottenfliege!

Eichhörnchen macht den Vögeln Konkurrenz

Für das Eichhörnchen als Kletterkünstler ist so eine Futtersäule kein größeres Problem. Sonnenblumenkerne werden gerne genommen.

Nachher-Bilder

An der offenen Grenze zum Nachbargarten entsteht eine Benjeshecke. Die Äste der umgestürzten Bäume brachten genügend Material. Sie soll künftig weiterwachsen.

Aus vielen trockenen Brombeerstängeln und Baumästen entstehen Holztipis, die um eine alte Teppichstange aufgestellt werden. Ein Zaunkönig wurde jüngstens schon dort gesichtet...!

Viele übriggebliebene Steine, zum Teil Pflastersteine und Ziegelsteine, habe ich aufgeschichtet und mit Erde zugeschüttet. Einige Hauswurze fühlen sich schon wohl.

Aus einigen Steinen haben wir einen Kompost gebaut. Auch das grüne Zaunteil war schon da und hat seinen Platz gefunden.

Die alte Trockenmauer haben wir freigelegt, neu sortiert und "aufgeräumt".

Am unteren Weg hat sich eine wilde Müllkippe entwickelt, die offenbar auch von Fremden als Schuttabladeplatz verwendet wurde. Außerdem schien es ein beliebter Raucherplatz zu sein, denn ich entdeckte ganze Berge von Zigarettenkippen. Ein Aschenbecher soll dem ein Ende bereiten.

Heuhaufen überall! Nach der Mahd ergeben sich Unmengen von Heu, die im Garten verteilt werden wollen. Einige Ballen können befreundete Kaninchenbesitzer*innen übernehmen, mit einigen werden Heu-Sklupturen gebaut, die das Auge und natürlich mögliche tierische Bewohner erfreuen.