Pflanzwettbewerb
„Wir tun was für Bienen!“
Bepflanzte Fläche: 457.507 m²

 

 

 

Bienenprojekt Natternkopf

 

In unserem kleinen Hausgarten in Altenholz bei Kiel hat es in den vergangenen Jahrzehnten viele Kombinationen gegeben, die geeignet waren, den Bienen der Umgebung ausreichende Futterplätze anzubieten. Im Frühjahr waren es neben den Frühblühern vor allem Sauerkirschbäume im Straßenknick sowie über die Zeit wechselnde Obstbäume, die das bekannte Frühjahrssummen der Bienen an den Blüten erzeugten. In sofern hatte es hier kaum einen Mangel an Futterplätzen gegeben. Dennoch haben wir hier ein Projekt aufgelegt, um den Garten naturnah zu gestalten und vielen Wildblühpflanzen die Gelegenheit zu geben, sich hier heimisch zu fühlen. Dazu wurden Karde, Feldmalve und violette Kornblume importiert.

Die konkreten Maßnahmen bestanden aus folgenden Schritten: Als Erstes wurde dem Mähroboter verboten, den Randstreifen am Knick zu mähen. Dort hatte sich eine beachtliche Population wilder Margeriten angesiedelt, denen es auf diese Weise ermöglicht werden sollte, sich ungehindert zu verbreiten.

Dann wurde ein kreisförmiges Stück des Rasens an der Stelle gegen Mähen abgesperrt, wo sich ebenfalls Margeriten sowie Hahnenfuß und Klee angesiedelt hatten. Dieses Ensemble wurde durch Ansiedlung von rotbraunem Habichtskraut ergänzt und so lange in Ruhe gelassen, bis die Gräser ihre Saat entwickelt hatten. Als erster Erfolg zeigte sich eine Weißdornwanze, die dort wohnen wollte.

Weitere Maßnahmen folgten. So wurde auf das regelmäßige Schneiden der Wallhecke verzichtet, welches zur Folge hatte, dass der Knick etwa 6 Meter hoch wuchs und dunkle Verstecke bildete, die flugs von Igeln und anderem Getier besiedelt wurden. Die Unkrautbesiedlung des Teils Kulturgarten mit Rosen und Gemüse nahm daraufhin zu, wird aber weiterhin traditionell händisch bearbeitet. Diese Maßnahmen haben mit Blick auf die Bienenattraktivität allerdings noch nicht die Wirksamkeit ergeben, die man sich bei der Gestaltung eines bienenfreundlichen Gartens vorstellt.

Der Anbau einer Pflanzenart mit besonderer Attraktivität für Bienen reicht völlig aus, um alle anderen Bemühungen in den Schatten zu stellen. Dabei stellte ich mir vor, dass die Beliebtheit von z. B blauem Storchenschnabel mindestens die Referenz für dieses Projekt darstellen sollte. Ich suchte also nach der ultimativen Bienenweide und fand sie. Dabei traf ich natürlich unversehens auf Beschreibungen des Natternkopfes. Diese zweijährige krautig-stachelige Pflanze nimmt unter allen Bienenfutterpflanzen den Spitzenplatz ein, weil ihr Nektar den höchsten Zuckergehalt aller bekannten Blühpflanzen besitzt, nämlich 25%, und die Nachwachsrate groß ist. Natternkopf bildet rosa Blüten, die sich während ihrer Vegetationszeit in Blau umfärben. Generell scheint die Farbe Blau am ehesten dem Farbsinn der Bienen und Hummeln zu entsprechen, denn die Mehrzahl der von ihnen besuchten Futterpflanzen sind blau bis Violett oder rosa wie Heidekraut, Storchenschnabel, Borretsch und Schnittlauch. Ausnahmen sind Sonnenblumen und Sonnenbraut, auf der sich die Bienen ebenfalls zu Hunderten einfinden.

Nachdem ich erfahren hatte, dass Imker aus einem Hektar Natternkopf ca. 450 kg Honig erwarten können, war der Entschluss klar: Natternkopf muss her, wie auch immer. Heruntergerechnet bedeutete dies etwa 50g Honig pro qm.

Es wurde also nach Saat und Pflanzen gesucht. Beides misslang und endete kläglich. Das einzige nennenswerte Vorkommen von Natternkopf war uns vor Jahren am Sankelmarker See begegnet, frei stehend auf einer schattigen Wiese und von unzähligen Insekten umflogen. Also begab ich mich auf die Suche und wurde ausgerechnet gleich hier um die Ecke am Fördestrand von Kiel-Falckenstein fündig. Ein militanter Naturschützer hatte einen  bestimmten Strandabschnitt zu seinem Bienengarten erkoren und dort Natternkopf und Andere angesiedelt.

Widerwillig erlaubte er mir, vorsichtig ein kleines Exemplar Natternkopf auszugraben (es bildet eine Pfahlwurzel und ist daher empfindlich gegen Ausreißen wenngleich generell unempfindlich gegen Dürre und Nährstoffmangel) und nach Hause zu tragen. Dort pflanzte ich dieses Exemplar erstmal ein, um zu überlegen, wie es damit weitergehen sollte. Das aber hat diese Pflanze mir in den folgenden 2 Jahren deutlich gezeigt. Nach 10 Tagen begann sie, sich aufzurichten und Blüten anzusetzen. Das war etwa im Mai 2019. Die Pflanze blühte dann, verwelkte und verschwand. Ich dachte damals, dass das Projekt Bienenweide damit gescheitert sei.

Nicht so der Natternkopf. Er hatte im Herbst 2019 im Verlaufe des Verwelkens  unglaublich viel Saat geworfen, es entstand im Frühjahr 2020 ein Teppich von Keimlingen. Da wurde mir schon angst und bange, es ging um hunderte Pflanzen mit jeweils einer Pfahlwurzel. Eilig wurde dann vereinzelt und verzogen, bis ich abschätzen konnte, dass einige kräftige Pflanzen heranwachsen würden. Das taten sie auch, blühten in dem Jahr allerdings noch nicht, sondern schoben im Frühjahr 2021 die ersten Blütenstände heraus. Endlich konnte ich erahnen, dass es eine gewaltige Bienenweide geben würde.

Als die ersten Blütenstände erschienen und die rosa Blüten sich öffneten, wurde meine Geduld erneut auf eine harte Probe gestellt. Pro Pflanze hatten sich etwa 20 Blühzweige entwickelt, die Bienen jedoch fehlten. Hummeln gab es schon viele, hin und wieder schaute sogar eine Königin vorbei. Die Bienenvölker jedoch brauchten eine gewisse Zeit, um den Stockgenossen die Lage und Qualität der Futterquelle mitzuteilen. Dann aber brummte und summte es in den krautigen Büschen, es war eine wahre Pracht. Borretsch, der in der Nachbarschaft konkurrierte, wurde links liegen gelassen. So erging es auch allen anderen Futterpflanzen.

Natternkopf ist tatsächlich unübertrefflich. Die immer weiter neu entstehenden Blüten ziehen die Fluginsekten magisch an, obwohl ich keinerlei markanten Duft wahrgenommen hatte. Das Beobachten des Verhaltens der Bienen und Hummeln an und in den Blüten vermittelt ein sehr naturnahes Gefühl. Die Insekten passen mit ihrem Vorderteil genau in die Blüten, stoßen ihre Saugrüssel zwei- bis dreimal in die Blüte hinein, um anschließend direkt um die Ecke die nächste Blüte vorzufinden. Sie tun das so emsig, dass sie sich durch nahe stehende Menschen in keiner Weise stören lassen und auch nicht aggressiv reagieren.

Selbst Regenschauer oder Sprengen mit dem Schlauch konnte die Bienen nicht abhalten. Alle Bienen der Nachbarschaft schienen sich bei uns zu versammeln und weideten die Blütenzweige auch dann noch ab, wenn sie wegen Regens am Boden lagen.

Damit war das Ziel dieses 2-jährigen Projektes erreicht, mehr konnten wir wirklich nicht tun. Und es war vollkommen klar: Wer Natternkopf im Garten kultiviert, braucht sich nicht um weitere Nektarquellen zu bemühen. Er muss allerdings bereit sein, die mächtigen Büsche des Natternkopfes, die bis zu 3m groß werden können, zu tolerieren.

Inzwischen reift die Spaltsaat des N. heran. Ich nahm mir vor, einiges davon einzusammeln und an geeigneter Stelle einzusetzen bzw. an Interessierte weiterzugeben. Die Büsche sind abgeblüht, die Bienendichte nimmt ab. Der Vegetationszyklus der in unserem Garten kultivierten Natternkopf-Pflanzen ist damit beendet. Eine nächste nachfolgende Blüte beginnt frühestens in 2 Jahren.

 

Thomas Grenz

Standort

24161 Altenholz

Vorher- & Nachher-Bilder

Aktions-Bilder

Nachher-Bilder

Gartenstrukturen

Vorher- & Nachher-Bilder

Aktions-Bilder

Nachher-Bilder

Nachher-Bilder

Anzahl der Projektbeteiligten

1

Fläche

100 m²

Pflanzliste

Das ist hier ganz einfach. Die Aktion hat etwa 30 ausgewachsene Pflanzen Natternkopf ergeben, die nach 2 Jahren allerdings vergehen. Deshalb sieht der Garten an dem Standort dieser Bienenweide nun wieder so aus wie vorher, bis dort neue Pflanzen angesiedelt werden.