Hallo,
ich bin Kristin. Ich wohne in der Eisenbahnstraße in Leipzig, der angeblich gefährlichsten Straße Deutschlands. Das ist natürlich Quatsch: Meine Familie und ich und viele andere Menschen finden es sehr schön hier. Und damit auch die (Wild)Bienen und andere Insekten so denken, wollen wir unsere zwei Balkone in ein grünes und blühendes Insektenparadies verwandeln. Hier sollen sich Mensch und Tier gleichermaßen wohlfühlen.
Wo gärtnern wir?
Unsere zwei Balkone sind jeweils rund 5 ½ m² groß. Im vierten und fünften Stock sind sie gen Süden ausgerichtet und nicht überdacht. Die Pflanzen bekommen daher sowohl die volle Sonne, als auch den vollen Regen ab. Und Wind sowieso. Schattenplätze gibt es nur wenige, daher fiel die Wahl hauptsächlich auf Wildpflanzen, die es sonnig und trocken mögen. Eine komplette Pflanzenliste findet ihr weiter unten. Für das Wildpflanzen-für-(Wild)Bienen-Projekt habe ich mir in diesem Jahr hauptsächlich den unteren Balkon vorgenommen und ihn den Kleinen Grünen getauft.
Die Chronik des Kleinen Grünen
Begonnen habe ich im Spätsommer/Herbst 2020. Zu Beginn habe ich die ersten Stauden in einer nahen Gärtnerei gekauft (Fetthenne, Kriechender Günsel, Färberkamille, Blauminze, Seifenkraut, Zwergalant, Hängepolster-Glockenblume, Lavendel), bzw. über den Versandhandel (Frühlingsthymian, Ochsenauge, Gipskraut, Bergsteinkraut). Auch (Frühblüher-)Zwiebeln habe ich gesteckt (Tulpen, Krokusse, Kugellauch). So war es in diesem Frühjahr schon etwas grün auf dem Balkon.
Einige Pflanzen habe ich von März bis Mai selbst ausgesät: Einjährige wie Kapuzinerkresse, Nelken-Leimkraut, Löwenmäulchen, Borretsch, Ringelblumen und Phazelie. Dabei haben meine beiden Töchter fleißig mitgeholfen. Schließlich dürfen sie nicht aller Tage in der Wohnung mit Schaufel und Erde spielen. Die Samen sind so erfolgreich gekeimt, dass ich viele überschüssige Exemplare an meine Nachbarn und in der Familie verschenkt habe. Umso besser für die Bienen, wenn sie zusätzlich bei meinen Nachbarn fündig werden :-)
Zusätzlich haben wir eine Mischung einjähriger Ackerkräuter ausgesät: Kornblumen, Klatschmohn, Flachs, Echte Kamille, Acker-Hundskamille, Hederich, Gelb-Senf und einige mehr sind dort enthalten.
Auch Wilde Möhre, Mutterkraut, Natternkopf, Gelbe Skabiose und Tauben-Skabiose, Wilde Malve, Wiesen-Witwenblume, Rispen-Flockenblume und Braunelle haben wir ausgesät. Erst später stellte ich fest, dass es mehrheitlich zweijährige Pflanzen sind und sie dann erst im nächsten Jahr blühen werden. Macht nichts! Da können sie zwar noch nicht für den Wettbewerb glänzen, aber dafür wird’s hier im nächsten Jahr dann umso schöner :-)
Damit's trotzdem schön grünt und blüht in diesem Jahr habe ich auch ein paar Pflanzen aus dem Garten meiner Eltern ausgebuddelt; dort wächst mehr als genug: Blausternchen, Nachtkerze, Vexiernelke, Kornrade, Traubenhyazinthen, Garten-Rittersporn u.a. Nachdem sie sich an die Platzbeschränkung im Topf gewöhnt hatten, sind sie üppig gewachsen. Was keinen Platz mehr auf dem Balkon gefunden hat (eher wegen Topfmangels als wegen Platzmangels) haben wir auf unseren Innenhof gepflanzt. So breiten sich die bienenfreundlichen Pflanzen langsam immer weiter aus. Von unserem Balkon über die Nachbarbalkone bis auf den Hof und auch schon vor unser Haus, denn zeitgleich mit dem Balkon-Projekt habe ich im letzten Herbst auch angefangen, mit Hilfe des lokalen Umweltvereins die Baumscheibe an der Straße zu bepflanzen. Auch dorthin habe ich schon einige der zahlreichen Borretsch- und Nelken-Leimkraut-Pflanzen verfrachtet. Außerdem wächst dort Wilde Möhre, Bergminze und Fettblatt und einige Frühblüher hatte ich auch dort gesteckt. Aus einer Saatmischung sind Kornblumen und Klatschmohn aufgegangen und einiges, das ich noch nicht identifiziert habe, da es noch nicht blüht.
Für die (Wild)Bienen habe ich auf dem Balkon eine Tränke eingerichtet. Eine Nisthilfe habe ich noch nicht besorgt, denn die Wildbienen sind so schon fündig geworden. In der Holzverkleidung nahe des Balkons und unter/in den Balkon-Dielenbrettern haben sie scheinbar attraktiven Wohnraum für sich und ihren Nachwuchs gefunden, denn dort herrscht(e) ein reges Kommen und Gehen.
Jetzt im Juni und Juli wächst und grünt und blüht und summt es herrlich auf dem Balkon! Meine Aufgaben beschränken sich aufs Gießen und Ausputzen, d.h. bei einigen Pflanzen das Verblühte entfernen, damit sie kräftig weiter- oder später noch einmal blühen. Ansonsten ist jetzt die Zeit zum Beobachten!
Momente, die zeigen, dass wir alles richtig gemacht haben ;-)
Besonders Spaß macht es uns, wenn wir die verschiedenen Wildbienenarten, von denen wir vorher noch nie etwas gehört haben, auf dem eigenen Balkon begrüßen können. So hatten wir schon Besuch von einer Maskenbiene. Ich wusste nicht, dass Wildbienen so klein sein können! Außerdem konnten wir Mauerbienen und Hummeln sehen.
Auch folgende spannende Begebenheit konnten wir beim Abendessen auf dem Balkon beobachten: Eine Wildbiene oder ein Wollschweber umkreiste den Borretsch und patrouillierte zwischen dem Borretsch auf dem oberen Balkon und dem Borretsch auf dem unteren Balkon hin- und her. Es sah regelrecht wie ein Bewachen aus und andere Fliegen oder Bienen wurden vehement vertrieben. Über mehrere Abende was es uns treu. Ich glaube, es war wirklich immer das selbe Tier. So ein Verhalten aus nächster Nähe zu beobachten ist großartig. Auch die Kinder waren begeistert! Mit solchen Beobachtungen belohnt uns das (Wild)Bienen-Projekt doppelt und dreifach.
Wer inspiriert mich und wen inspiriere ich (hoffentlich)
Angeregt wurde ich durch andere Balkon-Gärtner*innen und die Teilnehmer*innen und Gewinner*innen der Kategorie Balkone der letzten Jahre (z.B. dem Wilden Meter, dem Hortus sursum, dem Bio-Balkon). Ich selbst begleite mein Balkon-Projekt mit einem Blog, dem Kleinen Grünen. Damit werbe ich im Bekannten- und Freundeskreis (und wer sonst noch mitliest) für bienenfreundliche (Wild)Pflanzen und für naturnahes Gärtnern auf dem Balkon. Auch in Online-Communities zum Thema Wildpflanzen und (Wild)Bienen bin ich aktiv und teile spannende Inhalte mit Freunden und Bekannten. Aufgrund der Einschränkungen durch Corona hat sich vieles hauptsächlich online abgespielt. Aber wie bereits oben beschrieben, habe ich viele überschüssige Pflanzen an die Nachbarschaft abgegeben und so entstanden einige spannende Gespräche über das Gärtnern mit Wildpflanzen.
Standort
04315 LeipzigVorher- & Nachher-Bilder
Keine Bilder vorhanden
Aktions-Bilder
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Nachher-Bilder
Keine Bilder vorhanden
Gartenstrukturen
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Vorher- & Nachher-Bilder
Aktions-Bilder
Nachher-Bilder
Nachher-Bilder
Anzahl der Projektbeteiligten
3
Fläche
5 m²
Pflanzliste
Stauden (Zwei- und Mehrjähriges)
Lavendel ‚Hidcote Blue‘
Anis-Ysop, Duftnessel (Agastache foeniculum)
Kriechender Günsel (Ajuga reptans)
Kopf-/Kugellauch (Allium sphaerocephalon)
Bergsteinkraut (Alyssum montanum)
Färberkamille (Anthemis tinctoria)
Großes Löwenmaul (Antirrhinum majus)
Ochsenauge (Buphthalmum salicifolium)
Hängepolsterglockenblume (Campanula poscharskyana)
Wiesen-Schaumkraut* (Cardamine pratensis)
Rispen-Flockenblume* (Centaurea stoebe)
Wegwarte (Cichorium intybus)
Wilde Möhre (Daucus carota)
Gewöhnlicher Natternkopf* (Echium vulgare)
Kriechendes Gipskraut (Gypsophila repens)
Gelbes Sonnenröschen (Helianthemum nummularium)
Ysop (Hyssopus officinalis)
Schmalblättriger Alant/Zwergalant (Inula ensifolia)
Wiesen-Witwenblume* (Knautia arvensis)
Wilde Malve (Malva sylvestris)
Luzerne (Medicago sativa)
Sichelklee oder Gelbe Luzerne (Medicago sativa subsp. falcata)
Gewöhnliche Katzenminze (Nepeta cataria)
Blauminze (Nepeta faassenii)
Gemeine Nachtkerze (Oenothera biennis)
Wilder Majoran/Gewöhnlicher Dost(Origanum vulgare)
Echte Küchenschelle/Kuhschelle* (Pulsatilla vulgaris)
Großblütige Braunelle* (Prunella grandiflora)
Gewöhnliche Braunelle (Prunella vulgaris)
Kleiner Sauerampfer (Rumex acetosella)
Wiesensalbei* (Salvia pratensis)
Muskatellersalbei (Salvia sclarea)
Rotes Seifenkraut (Saponaria ocymoides)
Tauben-Skabiose* (Scabiosa columbaria)
Gelbe Skabiose* (Scabiosa ochroleuca)
Scharfer Mauerpfeffer (Sedum acre)
Silberspatel-Fettblatt (Sedum spathulifolium)
Fetthenne (Sedum telephium)
Sempervivum hybr. ‚Noir‘
Kronen-Lichtnelke (Silene coronaria)
Mutterkraut (Tanacetum parthenium oder Chrysanthemum parthenium)
Frühlingsthymian (Thymus praecox)
Klee, vmtl. Schweden-Klee (Trifolium hybridum)
Großer Ehrenpreis (Veronica teucrium)
Wiesensaat (Einjähriges)
Kornrade (Agrostemma githago)
Acker-Gauchheil (Anagallis arvensis)
Dill (Anethum graveolens)
Borretsch (Borago officinalis)
Acker-Ringelblume (Calendula arvensis)
Garten-Ringelblume (Calendula officinalis)
Kornblume (Centaurea cyanus)
Gartenrittersporn (Consolida ajacis)
Einjähriger Feinstrahl (Erigeron annuus)
Buchweizen (Fagopyrum esculentum)
Flachs (Linum usitatissimum)
Wunderblumen (Mirabilis jalapa)
Klatschmohn (Papaver rhoeas)
Bienenweide/Büschelschön (Phacelia tanacetifolia)
Acker-Rettich, Hederich (Raphanus raphanistrum)
Nelken-Leimkraut (Silene armeria)
Große Kapuzinerkresse (Tropaeolum majus)
Wildes Veilchen (Viola tricolor)
Gehölze
Brombeere
Zwerg-Felsenbirne (Amelanchier ovalis Pumila)
Sommerflieder (Buddleja ‚Buzz Velvet‘)
Korkenzieherweide (Salix matsudana ‚Tortuosa‘)
* Die mit einem Sternchen gekennzeichneten Pflanzen haben in diesem Jahr aber noch nicht geblüht, weil ich sie erst ausgesät oder als ganz kleine Pflanzen bekommen habe.