Der Hortus Lignum et Ludus (Holz- und Spielgarten) war schon immer ein naturnaher Garten, der ohne Chemie gepflegt wird, und ist seit über einem Jahr ein eingetragener Hortus, aber da man ja nie fertig wird, ist seit letztem Herbst noch einiges passiert. So wurden über 700 Blumenzwiebeln gesteckt und die Gartenränder umgestaltet. Außerdem wird nun noch seltener gemäht, in manchen Ecken nur einmal im Jahr. Die Natur dankt es uns, denn wir können immer mehr Tiere beobachten, die sich hier sichtlich wohlfühlen. So wohnen seit diesem Jahr mehrere Holzbienen sowie Igel bei uns und wir haben viele faszinierende Käfer und Wildbienen entdeckt, die wir nie zuvor gesehen haben.
Die grobe Struktur des Gartens haben wir nicht verändert, da sie uns zum einen gefällt und zum anderen der am Ende des Grundstücks stehende Traktor durchfahren können muss. Der eigentliche Anstoß von grüner Wiese mit zwei drei Blumenbeeten hin zu einem gestalteten Naturgarten mit vielen Blüten erfolgte Anfang 2020, als wir durch einen Freund auf das Hortus-Netzwerk aufmerksam wurden. Die Grundidee zündete sofort, war das doch das Konzept, nach dem wir lange unbewusst gesucht hatten. So entstanden im Frühjahr desselben Jahres die ersten Umgestaltungen. Es wurden mehr heimische Wildpflanzen gesetzt und Elemente wie Pyramide, Käferkeller, Benjeshecke und Sandarium umgesetzt. Auch drei Flieder mussten weichen und wir bauten zwei kleine Hochbeete. Soweit zur Vorgeschichte.
Im Herbst haben wir dann die erwähnten 700 Blumenzwiebeln gesteckt, denn außer Schneeglöckchen gab es keine Zwiebelblüher. Im Frühjahr haben uns dann Krokusse, Narzissen, Tulpen, Traubenhyazinten etc. mit ihren leuchtenden Farben erfreut. 2021 war das erste Mal, dass wir den Frühling hier so intensiv erlebt haben, denn vorher begann die bunte Zeit erst Richtung Mai, wenn Flieder und Kirschbäume blühten. Das Gefühl ist ein ganz anderes, wenn man von intensiven Frühlingsfarben und dem dazugehörigen Gebrumme umgeben ist. Dabei hatten wir einmal eine schöne Begegnung mit einer kleinen Biene, die unten bei den Nachherbildern mit Fotos geschildert wird. Anfang des Sommers haben uns dann die verschiedenen Alliumsorten erfreut, die die Staudenbeete sehr bereichern.
Weiter ging es mit der Gestaltung der Ränder entlang des Traktorweges, der vom Hof, an der Scheune vorbei hinunter in den Garten führt. An der Außenseite sind Holzhallen entlang der Grundstücksgrenze und innen Trockenmauern. An den Holzhallen wuchsen hauptsächlich Wildlinge unseres Kirschbaums, die zum Teil einfach bodennah abgemäht wurden. Dadurch haben sich dicke Verholzungen und Wurzeln gebildet, die wir ausgegraben haben. Danach wurde der Boden mehrere Monate mit Pappe abgedeckt, um erstmal Spontanbewuchs zu unterdrücken. Im Frühjahr haben wir dann Stauden zur Initialbepflanzung (wie z.B. verschiedene Schafgarben, Fenchel oder Sonnenhüte) besorgt bzw. vorgezogene Kaltkeimer (z.B. wilde Möhre und rote Lichtnelke) gesetzt und nach dem Einpflanzen noch verschiedene Saaten wie Wiesenmargerithen und Wegwarte gesät. Die Stauden wurden dann allerdings doch so schnell groß, dass von den Saaten kaum etwas aufgegangen ist. Auch von dem integrierten Totholz ist fast nichts mehr zu sehen. An den Trockenmauern entlang war Wiese, die gemäht wurde. Das haben wir fast durchgehend geändert und größtenteils die Grasnarbe entfernt. Dann hieß es ganz oben abwarten, was von selbst kommt, weiter unten wurde gezielt gesät und ganz unten um das Klettergerüst herum wurden sowohl auf der Mauerkrone als auch unterhalb der Mauer ein paar Initialstauden gesetzt, hauptsächlich Glockenblumen, wilde Möhre und Lichtnelken, daneben noch ein paar Rosetten, die wir nicht bestimmen konnten und die sich als wilde Karde, Wegwarte und Wiesenmargerithen herausstellten. Ganz oben siedelten sich Akeleien an und das Lungenkraut versamte sich dorthin. Die Direktsaat hat nur bedingt funktioniert (eine Blüte der Nachtviole), da der Giersch an der Stelle schneller war. Aber im Frühjahr hat das Blau der Traubenhyazinthen , Scilla und Hasenglöckchen schöne Akzente gesetzt.
Die Wiese wird dieses nun noch seltener als letztes gemäht (letztes Jahr alle drei Wochen, dieses Jahr bis jetzt erst 2 Mal). Das hatte bisher zur Folge, dass sich neben Gänseblümchen auch kleine Braunellen und Oregano weiter ausbreiten konnten. Außerdem sind an mehreren Stellen Schafgarben und wilde Möhren aufgegangen. Auch die Brennnesseln durften sich vorm Holz etwas weiter ausbreiten und vor der Traktorgarage wurde noch gar nicht gemäht (erst im Herbst). Die ganze Wiese wird momentan von gelbem Wiesenpippaus und weißem Klee dominiert.
Im Hof haben wir einen etwa einen Meter hohen Steinhaufen, der mit dem invasiven Asien-Teppichfettblatt bewachsen war. Das wurde entfernt und stattdessen ein kleines Alpinum angelegt, in dem sich Edelweiß, Felsenblümchen, Kuhschellen, Mittagsblume Mauerpfeffer, Thymian und verschiedene Sedumarten wohlfühlen.
Neben den größeren Umgestaltungen gab es noch jede Menge kleinere Pflanzaktionen. So sind mehrere Edelrosen einer naturnahen Moschusrose gewichen und eine Kletterrose wurde durch eine Clematis alpina ersetzt. In mehreren Ecken wurde fette Henne gepflanzt und neben der Kletterwand darf sich nun eine Clematis viticella hochranken. An die leider dieses Jahr endgültig abgestorbene Fichte wurde die Ramblerrose Filipes Kiftsgate gesetzt, die den Baum hoffentlich in ein paar Jahren erobert hat. Auch sonst sind in einigen Ecken neue Stauden dazugekommen, hauptsächlich selbst gezogene wie Skabiosenflockenblumen, Natternköpfe und Ehrenpreis.
Die neue Blütenvielfalt im Garten erfreut nicht nur uns, sondern auch die Insekten. Es summt und brummt in allen Ecken und zu unserer Freude lockte die Zaunrübe dieses Jahr die Zaunrübensandbiene an. Bereits im zeitigen Frühjahr konnten wir eine blauschwarze Holzbiene beobachten und seit kurzem wissen wir, dass sie ihr Zuhause in einer der Holzhallen hat. Zahlreiche Erdhummeln nisten in der trockenen lockeren Erde vor den Holzhallen und in den Ritzen der Trockenmauern. In einer Vogelnisthilfe zogen im Frühjahr zuerst die Blaumeisen ihren Nachwuchs auf und nun wohnen dort Hornissen. Auch Igel und Blindschleichen fühlen sich bei uns wohl. Diese ganzen Tiere, von denen wir die kleinen noch nicht alle kennen, machen uns viel Freude. Der Garten ist voller Leben und wir alle stehen oft staunend davor. Dass wir auf dem richtigen Weg sind ein kleines Paradies für Tiere zu schaffen, zeigen uns auch die Auszeichnungen, die der Garten bekommen hat. Da ist einmal die Auszeichnung als "Igelfreundlicher Garten" durch die Igelhilfe Straubing und das Hortus-Netzwerk sowie andererseits die Auszeichnung durch "Natur im Garten", bei deren Zertifizierung wir fast die Maximalpunktzahl erreichen.
Mit unserer Begeisterung für naturnahes Gärtnern konnten wir auch schon anstecken, denn wir gaben den Ausschlag, dass ein elterlicher Garten dieses Jahr zum Insektenparadies umgestaltet wird. Im Bekanntenkreis werden wir in Gartenfragen immer öfter um Rat gefragt und konnten so manchen Anstoß in die richtige Richtung geben. Auch ein paar Gartenführungen im kleinen Kreis haben wir durchgeführt.
Standort
64405 FischbachtalVorher- & Nachher-Bilder
Keine Bilder vorhanden
Aktions-Bilder
Keine Bilder vorhanden
Nachher-Bilder
Keine Bilder vorhanden
Gartenstrukturen
Keine Bilder vorhanden
Vorher- & Nachher-Bilder
Aktions-Bilder
Nachher-Bilder
Nachher-Bilder
Anzahl der Projektbeteiligten
4
Fläche
300 m²
Pflanzliste
Die meisten Pflanzen sind heimische Wildpflanzen. Daneben gibt es ein paar bienenfreundliche „Ausländer“ und ein paar Sorten. Insebesondere die heimischen Wildstauden wurden aus gesammelten und getauschten Samen selbst gezogen.
Stauden
Prärie-Nelkenwurz Geum trifolium
Mohn papaver orientale
Anemone blanda „blue shades“
großer Schuppenkopf Cephalaria gigantea
Kissenaster Aster dumosus
Punktierter Gibweiderich Lysimachia punktata
Purpur-Sonnenhut Echinacea purpurea
Fenchel Foeniculum vulgare
Silberdistel Carlina acaulis
Schleierkraut Gysophila pariculata „Schneeflocke“
Knäul-Glockenblume Campanula glomerata
Scheinsonnenhut Echinacea purpurea „alba“
Hohe Schafgarbe Achillea filioendulina „parker“
rosa Schafgarbe Achillea mollefolium „Wesersandstein“
Sonnenhut Echinacea angustifolin
Katzenminze Nepeta cataria
Frühlingsgedenkemein Omphalodes verna
Wilde Möhre Daucus carota
Rote Lichtnelke Silene diocica
Karthäusernelke Dianthus carthusianorum
echte Kamille Matricaria chamomilla
großblütige Königskerze Verbascum densiflorum
Wald-Geißbart Aruncus diocius
Echtes Mädesüß Filipendula ulmaria
Wilde Malve Malva sylvestris
Jakobsleiter Polemonium caeruleum
Gewöhnliche Nachtviole Hesperis matronalis
Gwöhnliche Küchenschelle Pulsatilla vulgaris
Strand-Grasnelke Armeria maritima
Heilziest Stachys officinalis
Kornblume centaurea cyanus
Wiesen-Margerite Leucanthemum vulgare
Wegwarte Cichorium intybus
Moschus-Malve Malva moschata
Berg-Flockenblume Centaurea montana
Skabiosenflockenblume Centaurea scabiosa
Natternkopf Echium vulgare
Taubenkropf-Leinkraut Silene vulgaris
Inkarnat-Klee Trifolium incarnatum
Orientalischer Rittersporn Consolida orientalis
Garten-Rittersporn Consolida ajacis
Heilwurz Seseli libanotis
Schlafmohn Papaver somniferum
Fette Henne Hylotelephium telephium
Alpen-Edelweiß Leontopodium alpinum Mont Blanc
Feldthymian Thymus serpyllum
Kuhschelle Pulsatilla vulgaris
Hungerblümchen Draba x suendermannii
Mondviole
Sonnenblumen aus dem Friedmann-Projekt (sie haben Samen und Pollen)
Sedum
Sempervivum
Moschus-Rose Rosa moschata „Mozart“
Rankpflanzen
Ramblerrose Filipes Kiftsgate
Clematis vitalba
Clematis alpina
Clematis viticella
Zwiebelpflanzen
Tulpen: Tulipa aucheriana, Tulipa silvestris, Tulipa clusiana var. c. „Tubergen’s Gem“, Tulipa linifolia, Tulia schrenki
Blausterne: Scilla siberica, Scilla bifolia
Krokusse: Crocus tommasianus, Crocus chrysantus Cream Beauty, Crocus vernus, Crocus flavus
Traubenhyazinthen: Muscari neglectum, Muscari azureum, Muscari latifolium
Narzissen: Narcissus Sailboat, Narcissus Golden Echo, Narcissus pseudonarcissus, Narcissus Arctic Gold, Narcissus February Gold
Lauche: Allium flavum, Allium sphaerocephalon, Allium aflatunense „Purple Sensation“, Allium christophii
Hyzinthe Hyazinthoides hispanica
Lerchensporn Corydalis solida
Schneeglanz Chinodoxa luciliae
Schachbrettblume Fritallaria meleagris
Gehölze
Säuleneberesche Sorbus aucuparia ‚Fastigiata‘
schwarzer Holunder Sambucus nigra
Selbgezogene Pflanzen, die noch nicht ausgepflanzt sind
Gewöhnlicher Blasenstrauch
Acker-Glockenblume
Nesslblättrige Glockenblume
Wiesensalbei
Bergplatterbse
Färber-Resede
Sandglöckchen
Muskateller-Salbei
Wilde Karde
Purpur-Leinkraut
Salbei
und noch einiges, das schon im Garten ist und das nochmal nachgezogen wurde wie z.B. rote Lichtnelke, Natternkopf oder wilde Möhre
Pflanzen, die die Vögel und der Wind gebracht haben
rotfrüchtige Zaunrübe
Gewöhnliche Schafgarbe
Wilde Möhre
kleinblütige Königskerze
roter und weißer Fingerhut
Wasserdost