Unser Schulgarten soll die Vielfalt fördern!

Unser kleiner Schulgarten liegt als grüne Oase mitten in der Innenstadt von Aachen. Die COVID 19 Pandemie führte uns eindringlich vor Augen, dass bestehende Konzepte überdacht und angepasst werden müssen. 15 Monate Wechsel zwischen Präsenz-/Distanz- und Wechselunterricht, machten die konventionellen Pflegearbeiten unmöglich. Daher entschlossen wir uns, die Wildbienenförderung, die wir 2019 im Zuge dreier Projekttage begonnen hatten, und die Gestaltung unterschiedlicher Lebensräume stärker in den Fokus zu rücken und den konventionellen Anbau aufzugeben.

Wer hat mitgemacht?

Hauptsächlich arbeiteten 7 Schüler des Biologie Wahlpflichtkurses der Klasse 10 an weiteren Wildbienennisthilfen und der Gestaltung des Schulgartens. Das ganze Schuljahr dieses handlungsorientierten Unterrichts stand in Absprache mit den Schülern unter dem Motto „Wildbienenförderung“! So wurde im Präsenzunterricht zunächst an Wildbienennisthilfen gearbeitet, unterbrochen von Distanzunterricht. In diesen Phasen recherchierten die Schüler und fertigten Projektmappen an, in welchen sie genau den Bau ihrer Wildbienennisthilfe dokumentierten. Zusätzliche Themen wie Fortpflanzung, Nahrungsgrundlage sowie Gefährdungen der Wildbienen (am Beispiel der Roten Mauerbiene) wurden gewissenhaft recherchiert und im Kurs (2 Unterrichtsstunden pro Woche) vorgestellt und besprochen. Sobald die Wildbienennisthilfen im Schulgarten aufgestellt waren, ging es an die Umgestaltung der Schulgartenflächen und die Aussaat einheimischen Saatgutes. Es wurden ein Sandarium, ein Magerbeet und ein Käferkeller angelegt. Unterstützung erhielten wir stundenweise von 11 SchülerInnen des Biologie Wahlpflicht Kurses der Klasse 8 und 17 SchülerInnen der Klasse 9. Eine Doppelstunde halfen auch 6 Schüler der Q1 mit. Wann immer möglich wurde coronakonform an diesem Projekt so viel wie möglich im Freien gearbeitet. Als Resultat haben wir nun ein grünes Klassenzimmer, das alle SchülerInnen von Klasse 5 bis Q2 zum „Entdecken und Forschen“ einlädt.

Was motiviert uns?

Unsere SchülerInnen waren besonders bei den gestalterischen, handlungsorientierten Stunden motiviert. Sie selber haben etwas Nachhaltiges geschaffen, altes upgecycled und das Ergebnis ihrer Arbeit war unmittelbar sichtbar! Tatsächlich Lebensraum zu schaffen, eine Zunahme der Artenvielfalt zu sehen und auch die Anerkennung der anderen, nicht beteiligten SchülerInnen, das war ein nicht so alltäglicher Unterricht!

Wie geht es weiter?

Bildung ist der Schlüssel zu nachhaltiger Entwicklung und kaum ein Bildungsbereich ist so gut geeignet lebendiges Lernen zu ermöglichenden wie das Arbeiten in einem Schulgarten.

Die Motivation zum Weiterlernen wird durch erlebnis- und situationsorientierte, altersspezifischer Angebote geweckt. Und in diesem Sinne soll der Schulgarten und seine weitere Gestaltung genutzt werden.

Anmerkung:

Die Aufnahmen entstanden zu verschiedenen Zeiten, zu denen unterschiedliche Corona-Verordnungen galten. Die entsprechenden Regeln sind eingehalten worden, sollte ein Schüler keine Maske tragen, so liegt für ihn eine attestierte Maskenbefreiung vor oder zu diesem Zeitpunkt war das Tragen einer Maske nicht mehr obligatorisch.

Video zu Beitrag

Vorher- & Nachher-Bilder

Lage des Schulgebäudes samt Schulhof und -Garten

Die Aufnahme von Google Earth zeigt, dass die Schulfläche von drei Seiten von Straßen umgrenzt ist. Die letzte Seite wird von einer Eisenbahntrasse eingerahmt, die z.Zt. auch noch erweitert wird. Die Bahn hat den Hang auch gerodet, der Baumbestand ist im Moment sehr dezimiert,das Foto nicht aktuell.

Hier war eine Fläche gerade nach der Gründüngung mit dem Bienenfreund (Phacelia) kahl und konnte dann nicht mehr bepflanzt werden…

Der kahle Boden blieb natürlich nicht lange kahl…

Unkontrollierte Ausbreitung …

Kräuter haben sich völlig unkontrolliert versamt.

Der Schulgarten war in einem „verwahrlosten“ Zustand

Der Hausmeisterservice hat an der umgebenden Hecke einen „Hausmeisterschnitt“ gemacht.

Aktions-Bilder

Jedesmal eine „Materialschlacht“…

BiologielehrerInnen schleppen ja immer mehr Materialien heran als andere KollegInnen…Da unser kleines, einzügiges Gymnasium über wenig Werkzeuge, geschweige denn einen Werkraum verfügt, war zur Durchführung viel Einsatz verlangt: jedesmal Werkzeuge dabei für die SchülerInnen per PKW/Anhänger.

Bauen von Wildbienennisthilfen im Winterhalbjahr 2020/21

Alte Schultische erhielten ein Upcycling…

Informationsveranstaltung für Kollegen

Wissen wird vermittelt: das ACS-Kollegium wird über die Wildbienenförderung und die erschaffenen Biotope / Naturmodule informiert. Ebenfalls wurden Eltern und SchülerInnen auf einer Informationsveranstaltung über die laufenden Arbeiten in Kenntnis gesetzt.

Informative Schautafeln wurden in Lesehöhe angebracht.

Besonders anschauliche und wetterfeste DINA4 Tafeln aus Aludibond (Hortus Minitipps, von Daniel Jakumeit, Bau dir Natur.de) wurden im 45 Grad Winkel auf eingeschlagenen Holzpflöcken befestigt.

Ein Banner hängt und Flyer können ausgeteilt werden:

Weithin sichtbar zeigt das Banner, dass wir etwas tun! Für die Flyer wird noch ein regensicherer Schutzkasten gekauft.

Ein Grundgerüst wird zurecht gesägt und verschraubt

Je drei Schüler entwarfen und bauten gemeinsam eine große Wildbienennisthilfe.

Bambusstäbe auf Länge geschnitten und geschliffen

Bambusstäbe wurden auf Länge gesägt, das Mark ausgebohrt und sauber gefeilt, damit keine Flügel verletzt werden können.

Die erste Wildbienennisthilfe wird montiert:

Auf das 2019 aus Eichenbohlen gebaute WiBiNiHi wurde die erste Wildbienennisthilfe montiert.

Die zweite Wildbienennisthilfe wird genauso montiert

Sie enthält zusätzlich einen käuflich erworbenen Nistblock mit Schaukasten und Schlupfkammer!

Rote Mauerbienen können beim Schlüpfen beobachtet werden

Kaum waren die Wildbienennisthilfen Anfang März fertig, wurden auch schon die ersten Stängel besucht. Aus pädagogischen Gründen wurden 50 Kokons der Rostroten Mauerbiene erworben, so dass der Schlupf von möglichst vielen Kindern und Jugendlichen beobachtet werden konnte: ein tolles Erlebnis!

Freie Fläche schaffen - umpflanzen war stellenweise nötig.

Gelenkte Pflegemaßnahmen (die Beikräuter, die sich massenhaft vermehrt hatten, wurden reduziert und ggf. freie Flächen zur Anlage neuer Lebensräume geschaffen!

Markhaltige Stängel wurden für Wildbienen bereitgestellt.

Natürlich lassen wir auch die Stängel von z.B. Königskerzen für die Insekten den Winter über stehen, aber ein Zusatzangebot kann doch nicht schaden ?.

Tonnenweise Sand und Kalkschotter…

Dieses Material diente zur Abmagerung des Bodens; es wurden ein Magerbeet und ein Sandarium damit gestaltet.

Dachziegel bilden eine Drainageschicht…

Damit Wasser sich nicht im Boden stauen kann zerschlagen Schüler gebauchte Dachziegel als Drainageschicht (mit Schutzbrillen)!

Holzschilder wurden für die einzelnen Naturmodule erbaut.

Hier werden sägeraue Holzplanken mit dem Bandschleifer geschliffen.

Die Beschriftung wird geplant.

Die Beschriftung war vorbereitet, die Buchstaben wurden vom Papier aufs Holz mithilfe eines Cutters übertragen.

Die Schilder werden bemalt.

Die großen Schilder sollen neugierig auf mehr machen. Sie verschaffen einen schnellen Überblick.

Schilder werden an Pflöcken angebracht.

Holzpflöcke müssen zur Befestigung der Schilder eingeschlagen werden.

Lesen hilft - für alle Altersstufen ist etwas dabei:

Hier fanden die SchülerInnen viele Sachinformationen zum Lebenszyklus, Nist- und Nahrungsangebot für Wildbienen. Für die Anlage von Naturmodulen ist besonders das „Hortus Netzwerk“ mit den Minitips hervorzuheben - für den Bau der Wildbienennisthilfen das Buch von Werner David!

Projektmappen zum Thema Wildbienennisthilfen werden angefertigt:

Die Arbeiten an den Wildbienennisthilfen werden von den Schülern dokumentiert und im Wechsel von Präsenz-/Distanz- bzw. Wechselunterricht per Literaturrecherche vervollständigt. Jeder Schüler stellte seine Arbeit online vor. Hier sind exemplarisch 3 Seiten einer Projektmappe zu sehen.

Kokons der Roten Mauerbiene werden ausgebracht

Aus pädagogischen Gründen wurden zusammen mit dem Nistblock und Beobachtungskasten von Hagemann auch 50 Kokons der Roten Mauerbiene gekauft. Nach entsprechenden Vorbereitungen schlüpfen ab 22.4.21 alle Bienen! Dieses Erlebnis prägt nachhaltig und fördert Kompetenzen im Umgang mit Lebewesen!

Nachher-Bilder

Mit Spaß und viel Arbeit ist die Arten- und Biotopvielfalt gefördert worden:

Die Truppe hat es geschafft: unser Schulgarten sieht nun ganz anders aus…

Ein Sandarium ist entstanden

Nun können sich im Boden nistende Wildbienen hier wohlfühlen ?. (Juni 2021)

Der Vergleich zeigt: die Arbeit hat sich gelohnt

Wir sind alle gespannt wie der neu gestaltete Lebensraum angenommen wird.

Die Ertragszone mit Johannisbeeren und Birnbaum

Diese überdauernden Gehölze bilden nun den zusammen mit den Erdbeeren den „Naschgarten“ - alle SchülerInnen dürfen sich bedienen…

Der Naschgarten mit den kleinen Walderdbeeren ist sehr beliebt

Hier blühen die Erdbeerpflanzen gerade. Dieses Feld ist gut geeignet, um auch die vegetative Vermehrung von Pflanzen mittels Ausläufern anschaulich zu machen.

Guten Appetit…

Klein aber oho - da steckt Geschmack drin…Wilde Walderdbeeren bilden mit Johannisbeeren und zwei Birnbäumen den Naschgarten ?.

Das Magerbeet ist eingesät - Geduld ist gefragt

Hier keimen die Samen der Hof Berg-Garten „Blumenschotterrasenmischung“.

Der Forschergeist ist geweckt…

Es kommen in jeder Pause SchülerInnen und beobachten das Treiben der Insekten. Forschend-entwickelnder Unterricht so nebenbei in der Pause ?.

Insektenvielfalt

Die Insekten werden vorsichtig gefangen, betrachtet und fotografiert und wieder in Freiheit entlassen. Nach und nach wächst die Artenkenntnis.

Wildbienen an den Nisthilfen:

Kaum waren sie aufgestellt, so begannen erste Mauerbienen Anfang April mit der Verdeckelung der Niströhren und weitere Arten folgten.

Spannende Beutezüge - Nahrungsnetze live beobachten

Eine Krabbenspinne ist perfekt getarnt (im Beet der Doldenblütler ist sie fast nicht zu erkennen). Sie hat gerade eine Fliege gefangen.

Blühende Vielfalt von März bis November

Die besten Nistmöglichkeiten nützen nichts, wenn nicht auch für die Nahrung in unmittelbarer Nähe gesorgt ist, sonst verbrauchen Wildbienen zu viel Energie. Die meisten Wildbienen haben einen kleinen Aktionsradius von wenigen Hundert Metern! Frühblüher wie das Scharbockskraut machen den Anfang!

Das Doldenblütler-Beet:

Hier zeigen die einheimischen Arten wie z.B. der Giersch, was sie können: eine Insektenvielfalt anlocken. Diese Aufnahmen stammen vom Juni 2021, der Hortus Minitipp „Doldenblütler“ könnte besser nicht passen. Schade, dass viele Gärtner diese Arten als „Unkraut“ beseitigen.

Markhaltige Pflanzenstängel werden senkrecht am Zaun angebracht

Viele Wildbienen benötigen diese markhaltigen Stängel, um sich fortzupflanzen. Wichtig ist, dass sie einzeln, senkrecht angebracht werden. Hier können wir sehen wie die Stängel innerhalb weniger Wochen im „grünen Zaun“ fast einwachsen.

Vertikales Gärtnern - der Stahlzaun wird begrünt:

Die Einheimische Clematis wird immer wieder an den Zaunelementen mit Jutekordel fixiert. Wir bekommen einen grünen Zaun, der Zweiflügler, Käfer und Bienen mit seinen Blüten anlockt.

Einheimische Pflanzen fördern…

…heißt im Umkehrschluss: Invasive Neophyten müssen raus! Hier macht sich das Kanadische Berufkraut und Schmalblättriges Greiskraut breit. Nach 3 Wochen Wärme und viel Regen sind die Pflanzen enorm gewachsen. Pflegemaßnahmen während der Schulferien…

Blüten im Juli:

In allen Beeten sind verschiedene Pflanzen in Blüte und bilden Nahrungsgrundlage für viele Insekten.

Blühender Lavendel ist ein Insektenmagnet…

Der stark verholzte Lavendel erhielt einen Rückschnitt und blüht nun im Juli. Es sind besonders viele Hummeln und Schmetterlinge anzutreffen.

Im Magerbeet keimt es langsam

Wildpflanzen auf Magerstandorten brauchen lange zur Keimung, so sehen die Pflänzchen nach 4 Monaten nach Aussaat aus, sie haben es geschafft!

Sandarium im Juli 21:

Die Pflanzen erobern von außen die Fläche und werden etwas reduziert.

Es wächst in der Ertragszone…

Blick von Sandarium Richtung Ertragszone - die Johannisbeeren benötigen den Rückschnitt, unter ihnen ist nun der kahle Boden mit bienen- und schmetterlingsfreundlichen Pflanzen (Saatgut Hagemann) bewachsen.

Nachher-Bilder

Ein kleiner Käferkeller wurde mit Holzhäckseln, Rinde und morschen Ästen gebaut.

Ein ca. 3 m2 großes Sandarium wurde für im Boden nistende Wildbienen geschaffen. Dazu wurde Totholz beschafft.

Eine Umrandung aus Totholz wurde für das Sandarium gebaut.

Als Umrandung und gestalterisches Element wird viel Totholz eingebaut.

Diese Insektentränken aus Plastikdeckeln, die an einem Holzstab verschraubt sind, werden mit Wasser gefüllt.

Steine wurden in das Sandarium integriert. Hier können sich Insekten aufheizen,

Diese Aufnahme zeigt, dass die SchülerInnen aus vorher einheitlicher und ebener Gartenerde ein Relief mit unterschiedlicher Bodenbeschaffenheit gestaltet haben. Hier entstehen auf engem Raum ein Sandarium (ungewaschener Sand), direkt daneben wird die Gartenerde zur Ertragszone aufgehäuft.