Schon immer war es unser größter Traum, einen Naturgarten zu haben. Begonnen hat alles am Rande einer Großstadt, wo wir auf einem Bauernhof an der Stadtgrenze wohnten. Dort wurden uns aufgrund der unmittelbar umgebenden, intensiven Felderbewirtschaftung schon bald die Grenzen unseres Vorhabens gesetzt. Von Artenvielfalt konnte dort keine Rede sein.
Vor ca. vier Jahren übernahmen wir ein Haus auf dem Lande, dessen Garten jedoch eher einem Kasernenhof glich. Noch bevor wir das Haus selber bezogen, legten wir als erstes einen Teich, einen Käferkeller und einen Totholzhaufen an. Die in unserem vormaligen Garten auf dem Bauernhof gepflanzten Sträucher, Wildblumen und Stauden gruben wir aus und verfrachteten sie in großen Kübeln mit vier LKW-Fahrten ebenfalls in unseren neuen Garten, um sie dort in ihrer alten Anordnung und Nachbarschaft wieder einzusetzen. Es folgten zudem ein weiterer Teich sowie eine Natursteinmauer.
Wir waren von Anfang an darauf bedacht, den in unserem neuen Garten vorhanden Pflanzenbestand trotz unserer Ambitionen, einen Naturgarten zu errichten, zu erhalten. Diese Pflanzen, darunter sehr schön und reichhaltig blühende, können nichts für die Umstände, unter denen sie dort eingesetzt wurden. Wir wollen Leben erhalten und Raum für neues Leben schaffen und nicht zerstören. Aus diesem Grunde war der Garten bis zu diesem Zeitpunkt kein reiner, sondern ein naturnaher Garten, dessen Entwicklung wir ständig beobachteten; eventuelle Trachtlücken wurden durch das setzen weiterer Naturgartenpflanzen geschlossen.
Das vor etwa eineinhalb Jahren zusätzlich erworbene, direkt angrenzende Nachbargrundstück war eine magere Brache, welche uns sogleich vor die Frage stellte, was wir damit im weiteren Verlauf anfangen sollten. Trotz Baulandausweises kam eine Bebauung zu keinem Zeitpunkt in Frage. Der Zufall eines defekten Rasenmähers offenbarte plötzlich die ungeheure Artenvielfalt auf dem Gelände - insbesondere die der auf dem mageren Boden wachsenden Wildkräuter. Wir ließen die große Fläche fortan unbearbeitet, um gewissermaßen eine Inventur durchzuführen, denn es war uns zunächst wichtig zu sehen, welche Pflanzen dort eigentlich vorkommen. Schon wenige Wochen später entpuppte sich das gesamte Areal gewissermaßen als "Großflughafen" für Insekten, womit die weitere "Nutzung" des Geländes beschlossene Sache war: Es sollte eine Wildwiese werden und bleiben. Einige Teile waren nur wenig bewachsen. Daher wollten wir mit Beginn dieses Jahres die Artenvielfalt auf dem Gelände ausbauen. Zunächst gestalteten wir die Einfahrt neu, indem wir Töpfe anschafften und in allen heimische Wildpflanzen pflanzten. Auch der Topfgarten im Innenhof wuchs und wurde mit Wildpflanzen bestückt. Außerdem legten wir ein in Natursteinen eingefasstes Sandarium an, um weitere Nistmöglichkeiten für im Boden lebenden Wildbienen zu bieten und wandelten einer ca. 3 x 4 Meter großen Bodenfläche in eine Sandfläche; hierfür musste ein Stück des vorhandenen Bodens im Spätwinter vorsichtig abgezogen und durch Sand ersetzt werden. Aus dem Aushub entstand ein leichter Hügel, auf dem ebenfalls zusätzliche heimische, trockenheitsresistente Wildpflanzen, welche wir zwischenzeitlich vorgezogen, gesetzt wurden. Die anderen vorgezogenen Wildpflanzen setzten wir zu gegebener Zeit in die Sandfläche ein. Hierbei sind auch verschiedene 2-jährige Pflanzen, wie z.B. die Wilde Karde. Daher ist das hier eingereichte Foto von einer im letzten Jahr gesetzten Karde. Zudem zog hier ein Totholz mit mehreren Eingängen ein, welche zum Teil durch Sand und Steinaufschüttungen geschlossen wurden. Diese beiden Maßnahmen waren nach dem derzeitigen Stand sehr erfolgreich. Eine aus geeigneten Hölzern errichtete Bienennisthilfe befindet sich seit Mai im Innenhof an der Rückseite des Hauses, welches nur knapp eine halbe Stunde nach dessen Aufbau bereits von der ersten Wildbiene bezogen wurde. Knapp fünf Wochen nach Aufbau ist der Holzstamm in der Nisthilfe nahezu vollständig belegt. Wir sind stolz darauf, dass auf unserem Gelände Lebewesen heimisch sind, welche an einigen Orten bereits auf der Liste der bedrohten Arten stehen. Hierzu zählt beispielsweise das winzige Sandvergißmeinicht, dessen nur knapp 1 Millimeter große Blüten für das ungeübte Auge nahezu unsichtbar sind. Ein ungewöhnlicher Schmetterling mit blutroten Flügeln, den wir nie zuvor gesehen hatten, tauchte unlängst in unserem Garten auf: der auch unter dem Namen "Blutbär" bekannte Jakobskrautbär, welcher sich auf Jakobsgreiskraut spezialisiert hat. Seit Jahresbeginn führen wir eine Liste der Blühpflanzen, welche wir auf unserem großen Areal bereits entdeckt haben. Seit Januar 2023 bis jetzt haben wir fast 200 blühende Pflanzen-Arten (Natternkopf, verschiedene Wolfsmilcharten, hohe Brennessel, Hornklee, und viele Andere) identifizieren können. Durch diesen Überblick mit den entsprechenden Blühzeiten versuchen wir eventuell noch vorhandene Trachtlücken aufzudecken und im kommenden Jahr schließen zu können. Im nächsten Jahr planen wir eine weitere Wildbienennisthilfe im hinteren Garten. Hierfür sammeln wir bereits geeignetes Holz, um dieses entsprechend aufzuarbeiten und hierdurch weitere Nistplätze zu bieten. Denn was helfen die besten Nahrungsquellen, wenn es keine "Schlafplätze" gibt. Bei uns sind alle Lebewesen willkommen. Diese fördern wir durch entsprechende Lebens- und Nisträume. Ein weiterer Traum ist eine Hummelunterkunft, welche wir eventuell schon im nächsten Jahr wahrmachen können.
Standort
57638 NeitersenVorher- & Nachher-Bilder
Aktions-Bilder
Keine Bilder vorhanden
Heimische Pflanzen
Gartenstrukturen
Aktionsbilder & Infoarbeit
Keine Bilder vorhanden
Jubelbilder
Vorher- & Nachher-Bilder
Keine Bilder vorhanden
Anzahl der Projektbeteiligten
2
Fläche
1500 m²
Pflanzliste
Sandarium:
verschiedene ungefüllte Rosen, teils Wildrosen
Sonnenblumen
Echter Alant
Sandfläche:
Färberwaid
Kamille
Kugeldistel
Weidenblättriges Ochsenauge
blaue Kugeldistel
wilde Stiefmütterchen
Blutwurz
Sandthymian
rote Lichtnelke
Rosenwurz
Purpur-Königskerze
wilde Karde
Muskatella-Salbei
rote Spornblume
Färberkamille
schwarze Königskerze
Gewöhnlicher Hornklee
Alpen-Helmkraut
Wilde Malve
blaublühender Salbei
Eingangsbereich:
Fetthenne
großer Ehrenpreis
Waldglockenblume
weiße Waldglockenblume
Agastache
große Sterndolde
Dalmatiner-Glockenblume
Wald-Scheinmohn
Rotes Seifenkraut
Zimbelkraut
Berg-Eisenhut
Knäuelglockenblume
kriechendes Gipskraut
rundblättrige Glockenblume
kriechendes Schleierkraut
Mannsblut
Aushub-Hügel:
Nachtkerzen
Färberkamille
Disteln
weißer Steinklee
Wegwarte
Im weiteren Garten sind viiiiiiele weitere heimische Pflanzen. Auf unserer Liste, die wir seit Januar 2023 führen, stehen bereits ca. 200 verschiedene Pflanzen, welche hier geblüht haben. Diese habe ich hier nicht aufgeführt. Auch die Fotos hiervon habe ich nicht eingestellt, da es ja um die neu angelegten Projekte geht.