Seit über 50 Jahren sind wir nach dem Motto „Ich kann hier ganz normal anders sein“ bestrebt, Menschen mit geistiger oder mehrfacher Behinderung ein selbstbestimmtes und selbständiges Leben zu ermöglichen. Jeder Mensch soll nach seinen jeweiligen Möglichkeiten und Fähigkeiten so leben können, wie er oder sie es möchte. Das St. Josefs-Stift hat seinen Standort in der wunderschönen Region Waldsassengau in Unterfranken, ist ein christlich modernes und vor allem lebendiges Unternehmen, das stets an der Seite der hier lebenden und arbeitenden Menschen steht und sie in verschiedenen Lebensbereichen begleitet.
So bieten wir vor Ort über 300 Menschen mit Behinderung ein Zuhause in vielfältigen Wohnformen, unterschiedliche Arbeitsangebote in verschiedenen Abteilungen der Werkstatt und Förderstätte und Beschäftigung im Rahmen von vielen Therapie-, Freizeit-, Bildungs- und Kulturangeboten. Mit großem Engagement und auf Basis einer bewohnerorientierten Grundhaltung gestalten täglich über 650 Mitarbeitende die breite Palette der Assistenz und Dienstleistungsangebote.
Die ersten Gedanken für das Projekt entstanden im März 2023, nämlich auf den schönen parkähnlichen Außenflächen des Stiftsgeländes für mehr Vielfalt bei Flora und Fauna zu sorgen. Für ein völlig neues Projekt fehlten jedoch die Mittel. Daraus entwickelte sich die Idee, im Bestand einen Ort zu finden, an dem für die Bewohner:innen mit grünen Daumen die Gartenarbeit im Freien möglich und somit gleichzeitig die heimische Flora und Fauna gestärkt werden konnte. Schnell wurde mit dem bereits vor 15 Jahren angelegten, begehbaren Pflanzen-Labyrinth der perfekte Ort gefunden. Bepflanzt mit vielen Kräutern, Zierpflanzen, Hecken und Bäumen war dieses zuletzt ca. vier Jahre lang sich selbst überlassen worden und dementsprechend in einem wenig gepflegten Zustand. Lavendel und Salbeipflanzen waren verholzt, die begehbare Mitte war von Beikräutern überwuchert.
Von März an trafen sich also alle 14 Tage Montagnachmittag ein Team aus drei Frauen und zwei Männern und begannen mit einfachen Gartengeräten wie Hacke und Sauzahn das Labyrinth aus seinem Dornröschenschlaf zu wecken. Für die Renaturierung wurden Beikräuter reduziert, Wildhecken ausgeschnitten und gelichtet, Kräuter wie Thymian, Salbei und Lavendel zurückgeschnitten und die begehbare Mitte des Labyrinths freigelegt. Dieser sollte mit liebevoller Pflege wieder in einen bestmöglichen Zustand versetzt werden. Es wurde außerdem ein Altholzhaufen im Labyrinth angelegt. Die Gärtner:innen der Werkstätte haben, angepasst an den Rhythmus der Jahreszeiten, die Pflanzen ausgedünnt, Pflanzenarten bestimmt und anschließend freigelegt und so die Voraussetzungen für einen guten Wuchs und somit große Blütenfülle des Pflanzenbestands geschaffen. So kam es bereits diesen Sommer zu gesundem Wuchs und reicher Blüte. Wir können nun beobachten, wie eine Fülle von Insekten diese üppige Nahrungsquelle anfliegt, besonders Bienen und Schmetterlinge strömen von weit und breit zu den verschiedensten Blüten, die sich dieses Jahr im begehbaren Labyrinth zeigen.
Das grüne Labyrinth-Projekt basiert auf dem Grundgedanken, mehr Aktivität und Teilhabe an aktuellen Umweltthemen (Vielfalt an heimischen Insekten und deren Nahrungsgrundlage) für die Gärtner:innen unserer Werkstätte zu ermöglichen. Teilhabemöglichkeiten vor Ort zu schaffen, heimische Strukturen zu Stärken und ressourcenschonend vorzugehen waren hierfür die Leitgedanken der Projektverantwortlichen.
Die Werkstattmitarbeiter:innen haben dabei im Rahmen dieses Projekts Verantwortung für die Flora und Fauna Ihres Zuhauses übernommen. Alle engagierten und identifizierten sich in hohem Maße für dieses Projekt. Darüber hinaus konnte bereits eine erste Schulung in Kooperation mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz Unterfranken am begehbaren Labyrinth des St. Josefs-Stifts im Juni diesen Jahres für unsere Bewohner:innen angeboten werden. Bei der Veranstaltung mit dem Namen "Vielfalter - ein abenteuerlicher Nachmittag" ging es um Wissensvermittlung über unsere einheimischen Schmetterlinge. Die Referentin Julia Groothedde (Biologin & Sozialpädagogin) vermittelte an einem Nachmittag zielgruppengerecht Wissen über die Vielfalt unserer einheimischen Falter.
Fazit:
Es kann und sollte mit den vorhandenen Ressourcen und vor der eigenen Haustür begonnen werden. Mit einem niederschwelligen Angebot, den einfachsten Mitteln und viel Liebe kann selbst ohne frische Bepflanzung ein verwilderter Pflanzenbestand renaturiert werden. Die Gärtner:innen unserer Werkstatt haben Ihr Pflanzenwissen, Ihre Arbeitskraft und vor allem Ihre große Begeisterung mit eingebracht und damit unser Labyrinth in neuem Glanz erstrahlen lassen. Dabei durften wir lernen, dass jede:r mit seinem Einsatz dazu beitragen kann, das eigene Zuhause etwas schöner zu machen und dabei Bienen und Schmetterlingen Nahrung und Wohnraum zu bieten.
Hintergrundinformationen & Ausblick:
- Dank der Unterstützung des Fördervereins des St. Josef-Stifts konnte bei den regelmäßigen Arbeitseinsätzen am Labyrinth jeweils eine Brotzeit finanziert und angeboten werden
- Der Bund ist unser Kooperationspartner im Rahmen der Schmetterlingsschulungen am Labyrinth, insbesondere im Rahmen der Finanzierung
- Zur Ansiedlung von weiteren Pflanzen und Insekten auf dem Geländes des St. Josefs Stifts sind weitere Schulungen und Exkursionen zu einem Vielfaltswald der Region Waldsassengau in Planung
Ansprechpartnerin, Idee & Assistenz:
Christine Bauer-Raps (Stabstelle Wohnen)
Tel. 09306-209191 / Christine.Bauer-Raps@Josefs-Stift.de
Bilder & Bewerbung:
Christine Bauer-Raps & Andreas Eirich (Projekt- und Fördermanager)
Standort
97249 EisingenVorher- & Nachher-Bilder
Aktions-Bilder
Heimische Pflanzen
Gartenstrukturen
Keine Bilder vorhanden
Aktionsbilder & Infoarbeit
Jubelbilder
Vorher- & Nachher-Bilder
Keine Bilder vorhanden
Anzahl der Projektbeteiligten
5
Fläche
600 m²